verwirrt schaute ich auf die anzeigetafel. mist, noch 15 minuten warten. da hatte ich doch tatsächlich die bahn verpasst. egal, hauptsache musik! meine tasche lag schwer auf meine schultern und nur deshalb, weil ich meine kamera für kunst mitschleppte. wie immer sah ich mich um. sich raufende jungs und ein rauchendes mädchen aus einer höheren jahrgangsstufe meiner schule, eine etwas ältere frau ungeduldig auf die uhr schauend und ein mann mit viel zu großen schuhen und einem komischen hut befanden sich auf demselben bahnsteig. meine stimmung war nicht die beste und mir fehlte die motivation in die schule zu fahren. dann ging alles seinen gwohnten gang: bahn einsteigen, stehen, warten, aussteigen, den feldweg lang, vorbei am rewe, weiter über die straße, einige treppen hoch und den schulgang entlang. und jetzt? saß ich da. alleine. super begrüßung, ich hatte schon den tag davor nichts anderes erwartet, als dass alle an mir vorbei liefen. ich biss mir auf die lippe, drehte meinen kopf zur tür und fummelte an meinen fingernägeln herum. ich blendete alles um mich herum aus. ich hörte nicht mal, als L mir hallo sagte. sie sah ziemlich durcheinander aus; ihre haare waren zerzaust und ihre wangen gerötet. sie schleppte sich durch den klassenraum, hin zu ihrem platz. ihre haltung war gebeugt; sie muss wohl den ganzen weg gelaufen sein! geschichte, englisch - wurden abgesessen, liefen erfolgreich. wenn ich glück hatte, würde ich noch eine gute note in englisch bekommen und damit eine note besser auf dem zeugnis haben. pause, einen block kunst, deutsch. ich hatte schon längst vergessen mitzuzählen, wie oft ich heute den raum wechselte. langsam betrat ich den hintersten raum in der dritten etage. er war noch leer, sodass L und ich gleich den tisch in der zweiten reihe besetzten und nach und nach die anderen aus meiner klasse reinkamen. vor uns stand diese absolut komisch aussehende frau. ihre mundwinkel zucktenn und ihre augen starrten auf die tische. ihren ganzen körper versteckte sie unter eine weste; darunter ein pinker pullover, der ihre etwas zu dick geratene figur und ihren viel zu schwabbeligen bauch schön betonte. wenig später kam auch die andere klasse in den raum. alle quetschten sich auf noch freie plätze. ich richtete den blick auf den vorderen stuhl; auf die jacke, die darüber gehangen war. weiter höher trauten sich meine augen nicht! meine hände hielten den bleistift immer fester; sie krampften regelrecht. alle redeten durcheinander! nur ich hielt mal meine klappe. irgendein unerträglicher druck ließ mich nicht mehr los. ich atmete ein paar mal tief ein, schüttelte mit dem kopf. versuchte mich zu konzentrieren. wieder scheiterte ich.
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