Sonntag, 20. Oktober 2013

"Run, [Girl], Run!"

Du blickst auf deine Haut, siehst jede kleinste Unebenheit, über die sich die meisten die Mäuler zerreißen. Weshalb sie dich mustern, mit Blicken - verachtend, verhasst. Das erste Mal den stechenden Schmerz gefühlt, mit 12. In der Schublade, da lag es, Kurzschlussreaktion, danach - wohltuendes Gefühl. Tränen deiner Familie, weil sie es nicht fassen konnten, dass du so etwas tust, obwohl sie nicht mal wussten, dass dies erst der Anfang sein würde. Sie schickt alle aus dem Zimmer, sie nimmt dich in den Arm, obwohl du
weißt, dass sie dich am liebsten verprügeln würde dafür, "was du deiner Familie antust". Sie versuchen mit allen zu reden, jedoch würden sie Gründe nicht finden. Niemals würden sie das. Denn in der Welt musst du auffallen! Wenn du das nicht tust, bist du abgeschrieben. Abgestempelt, wie eine Briefmarke! Wann bist du schon mal aufgefallen? Du, und deine dunkelblonden Haare, deine langweilige Kleidung, deine talentlose Persönlichkeit, während andere sportlicher waren, viel besser malen konnten und tanzen konnten. Oft fragst du dich, ob deine Eltern überhaupt stolz auf dich sein können. Auf so etwas wie dich! Du hast viel gelacht in deiner Kindheit, hast auch alles bekommen, was du wolltest. Du hattest eine Familie, eine Glückliche, wunderbare Eltern, ein tolles Zimmer, sogar ein Hochbett, was so viele gar nicht hatten. Doch was treibt dich dazu, deine Haut mit dieser kalten und scharfen Furche berühren, sie regelrecht in deine Haut zu rammen? Was, um Gottes Willen? War es anfangs wirklich nur Aufmerksamkeit? Oder doch, weil ihr jahrelang die Hand rausrutschte? Und weil du wusstest, dass du letztendlich viel weniger wert warst, als die anderen, die so viel mehr Talent hatten? Du bekommst in früher Kindheit gezeigt, wie die Gesellschaft tickt, was du sein darfst und was nicht, und du? Was ist mit dir? In welches Muster passt du? Du verrennst dich, fällst hin. Und niemand will dir mehr aufhelfen:

"Du hast dich verändert, ich kann nicht mehr mit dir befreundet sein!"
"Ich komme nicht mehr mit dir klar!"
"Wehe, du verliebst dich in mich, das ist ja ekelhaft!"

'Break out from society' - war es nicht das, was du tun musstest? Du musstest lernen zu rennen, zu laufen, wegzurennen, obwohl du nicht wolltest. Alle haben dich stehen gelassen. Rote Zahlen, die auf deinem Blatt Papier thronen, die nie besser als 3 waren und Standpauken, die verkündeten, dass aus dir nichts werden würde. Deine ganze Familie hatte etwas erreicht, nur du stehst da, mit deinen Stiften, deinen Blättern Papier, willst versuchen doch etwas auf die Reihe zu bekommen. Du kannst ja malen, sagst du dir! Doch trotzdem wurden sie nur von deiner Familie als 'schön' bezeichnet, hingen bei ihnen an der Wand. DU warst nicht gut genug, es waren doch alle anderen viel besser. Du hast es nicht mal geschafft einen ordentlichen Mund zu zeichnen, warum versuchst du es dann ständig, wenn du es eh nicht auf die Reihe bekommst? Jeden Abend der erneute Gang ins Badezimmer, deine Beine auf den kalten Fliesen und Musik, die durch die ganze Wohnung dröhnt. Nachdenken über den Tag, nachdenken über die Zukunft, was letztendlich doch begleitet wird von Angst, von Furcht. Was dich letztendlich dazu drängt, nicht mehr nachzudenken, dir wieder diesen Schmerz anzutun, damit es erträglich wird. Und du wirst immer wieder darauf zurück greifen. Und jetzt
schau', was daraus geworden ist. Wer bist du jetzt? Und besonders, WAS bist du jetzt? Entstellt? Kraftlos? Schon oft genug prallen diese Worte an dir ab, weil du es nicht wahrhaben willst. Wieso enstellt? Es sind nur Überreste. Arme, Beine, Gelenke, Rücken, Bauch - es sind doch nur Überreste, was ist daran entstellt sein? Und mit dieser Einstellung wirst du durch dein ganzes Leben gehen, weil du es nie verstehen wirst, wieso du
dafür verurteilt wirst. Dass du dafür gehasst wirst, weil du offene Wunden geliebt hast und weil du so viel falsch gemacht hast, dass du dir weh tun wolltest. Weil du einfach nicht gereicht hast. Hinzu kommt der dringende Wunsch, so zu sein wie sie.. die, die jedes Kleidungsstück an sich trugen, alles anziehen konnten, keinen einzigen Gramm Fett am Körper hatten und immer mehr beachtet wurden. Dass die Welt dich überrannt hat, dass du 4 Mal die Faust geballt hast, taub geworden warst, satt von der Welt, satt von den Menschen, satt von den 'Freunden', die es doch nie ernst genommen haben. Die rote Lauge, die deinen Tag jeden Tag irgendwie verschönert hat, weil du es geliebt hast sie dort zu sehen, wie sie ruhte auf den weißen Kacheln. Wie sie da lag, wie ein ruhender See, glänzte, raus aus dem Körper, hinaus in die harte Realität. Wie ein Kind, geschützt im Bauch der Mutter, wohltuende Wärme - und dann hinaus auf die Welt voller Kriege und Vorurteile. Die Sonne, die nur teilweise aus den Wolken ragte. Dass keine Six-Packs dir die
Sprache verschlugen, sondern zarte Haut und Brüste. Jeden Tag hast du Angst davor gehabt so zu sein. Hast dir versucht bei Kerlen das zu suchen, was du wolltest. Du dachtest, du wärst unnormal, weil du an Sex mit Frauen dachtest, anstatt bei oberkörperfreien Kerlen zu sabbern. Weil dich ein Lachen einer Frau mehr entzückte, als das tiefe Gebrüll von Männern, mit ihrem Gestrüpp am Kinn. Du warst zwar ein Papa-Kind, hast deinen Vater geliebt, jedoch nie diesen besonderen Bezug zu Männern gehabt. War das ein Grund, dass du dich dafür schämen solltest? Weil du auf Brüste standest? Weil du Narben hast, am ganzen Körper, die Erinnerungen mit sich tragen? Weil du mit T-Shirt rumläufst und es alle sehen können, für die es eine Schande ist, so herumzulaufen? Was soll man tun? Sich tausend Pullover anziehen, sich verstecken vor dem, was ist? Was man hat? Warum solltest du nicht offen darüber reden und dazu stehen?

Warum solltest du nicht stolz auf das sein, was und wer du bist? Schließlich hat dich das alles zu dem Menschen gemacht, der du heute bist! Scheiß auf die Vorurteile, scheiß auf das, was die anderen sagen.

STOP Homophobia!
STOP Prejudices!
STOP Bullying!
 Start BEING YOURSELF!


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Mein Bild
Jule. Kein Intelligenzbolzen, aber wenigstens schaffe ich es Texte auf die Beine zu stellen oder ab und zu mal irgendwas zu kritzeln oder zu fotografieren. Deshalb würde ich mich als kreativ bezeichnen. Ich denke zu viel und nehme so gut wie alles persönlich. Ich bin lesbisch. Frauen sind die schönsten Wesen der Erde. Aber insbesondere liebe ich meine Freundin, die es immer wieder schafft mich zum Lächeln zu bringen und mich beeindruckt und glücklich macht. Und dafür danke ich ihr. Ich liebe dich. Feiert euch Hipster!

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